…in den Zeiten von Corona ist alles anders!
Ganz anders ist auch die Arbeit in unserem offenen Kinder- und Jugendhaus in Gelsenkirchen. Seit dem 17.03.2020 ist das MANUS für den „Publikumsverkehr“ geschlossen. Nach Auflagen des Ministeriums und der Stadt fand nach dem „Brückentag“ am 16.03, an dem wir eine Notbetreuung angeboten haben, keine weitere Betreuung, kein weiteres Angebot, keine weitere Bildungsmaßnahme mehr bei uns statt.
Mittlerweile sind wir im Mai angekommen und Mitarbeiter_innen, sowie Kinder und Eltern fragen sich: „Wann wird alles wieder normal? Wann macht ihr auf?“ In der letzten Sprachnachricht der kleinen Pauline wurde ich gebeten, den Gitarrenlehrer nach Online-Nachhilfemöglichkeiten zu fragen, damit die erlernten Techniken nicht ganz nachlassen.
Wann alles wieder normal oder zumindest ein bisschen normaler wird, kann hier keiner von uns sagen. Das wäre eine Erleichterung für alle. Was wir aber sagen können ist, dass wir mit aller Kraft daran arbeiten, die Zeit erträglich (er) zu gestalten.
„Was macht ihr eigentlich jetzt so, habt ihr Urlaub?“ wurde ich jüngst gefragt. Urlaub haben wir nicht, wollen wir auch gar nicht.
In den ersten Wochen, als die Kontaktbeschränkungen noch nicht so aktiv und klar beschlossen wurden, haben wir die Innenräume und das Gelände des MANUS renoviert und umgestaltet. Von neuen Postern im Spielbereich, frisch gestrichenen Wänden, einem umgestellten Gruppenraum bis hin zu einem alphabetisch sortierten Bücherregal waren wir aktiv.
Via Social Media haben wir alle daran teilhaben lassen, die sich dafür interessierten. Wir haben teamintern Onlineinhalte wie z.B. Backen, Kochen, Vorlesen, Bewegungsspiele, Handwerken oder eine Hausaufgabenchallenge erstellt und über unsere Kanäle angeboten. Wir waren und sind bemüht, interaktive Inhalte über die sozialen Netzwerke zu posten und Kinder sowie deren Familien an dem Prozess rund ums MANUS teilhaben zu lassen und damit auch einem Teil unserer täglichen Aufgaben nachzukommen. Wir wollen weiterhin begeistern, für Bildungsinhalte interessieren, kreativ sein und einfach den Tag etwas erhellen.
Für den Fall, dass wir in den Sommerferien unsere Ferienspiele ausrichten können, haben wir fleißig Ausflüge geplant, das Zeltlager besprochen und gerade im Jugendbereich neue Angebote konzeptioniert. Wir haben so geplant, dass im Falle längerer Einschränkungen die Touren auch im Herbst oder Sommer 2021 stattfinden können. Neben diesen neuen Themen haben wir überlegt, was wir an unseren täglichen Angeboten weiter verbessern können, wie diese ankommen und was besonders nachgefragt wird. Für all das nutzen wir verstärkt die digitalen Wege, um auch in dieser schwierigen Phase gemeinsam etwas erreichen zu können. Was wir verraten können: Es wird und bleibt spannend!
Neben diesen praxisnahen Planungen haben wir uns auch digital weitergebildet. So referierte Hausleiter Kevin Huch zu verschiedenen Themen, woraus sich ein spannender Austausch innerhalb des MANUS-Teams zu verschiedenen Fachthemen in der pädagogischen Arbeit entwickelt hat. Dieses kollegiale voneinander Lernen wollen wir auch in Zukunft beibehalten.
Praktische Arbeit am Kind, an der Familie oder an dem Jugendlichen ist in diesen Tagen schwer, aber nicht unmöglich. Den einen oder anderen Beistand konnten wir auf telefonischem Wege leisten. Für Hilfe bei Jobsuchen, Wohnungsvermittlung, unterstützende Kontakte knüpfen oder einfach mal ein bisschen „quatschen über WhatsApp“ stehen wir als MANUS-Team weiterhin und zuverlässig zur Verfügung. Das Telefon ist besetzt und die Mails oder mobile Nachrichten werden weiterhin gelesen und gerne beantwortet.
Passend zur Situation haben wir Projektgelder für die Krise nutzen können, nähen z.B. nun Mund- Nasenschutzmasken und kümmern uns auch um Lebensmittelversorgung unserer Kinder und Familien. Weitere Ideen der nachbarschaftlichen, direkten Hilfe werden sind in Planung.
Diese Krise hat große und elementare Auswirkungen auf uns alle, das ist unbestreitbar. Im pädagogischen Sinne ist eine Krise aber auch wertfrei als eine Art Wendepunkt zu verstehen, eine Möglichkeit aus der man neue Kraft und neue Hoffnung schöpfen kann.
Das und genau das versuchen wir. Wir konzentrieren uns auf neue Möglichkeiten Menschen zu erreichen, neue Angebote zu kreieren und einfach füreinander da zu sein, so gut es eben geht.
Hoffnung darf in diesen Tagen nicht verloren gehen und gerade unseren Kindern, unseren Schutzbefohlenen, unseren Mitmenschen, die Unterstützung brauchen, sind wir es schuldig.